Neulich sagte jemand, den ich übrigens sehr schätze und mag, über das Thema „an sich arbeiten“ zu mir:
„Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, so über meinen Schatten zu springen.“
Das sind solche Momente, in denen Du Dich wie in einem Schachspiel fühlst, und der Gegner mit einem Zug Euch beide pat setzt. Also nicht matt, sondern, wenn er bei seinem Zug bleibt, eher pat. Keiner hat gewonnen.
Da ich kein großer Freund von weiter bohren bin, lies ich das Gesagte so stehen und wechselte nach einer Weile das Thema.
Einige Tage später, während ich beim Spazieren gehen war, fiel mir der Satz wieder ein.
..„ich weiß nicht ob ich bereit bin, so über meinen Schatten zu springen.“
Während ich über den Satz nachdachte und darüber, was es wohl braucht, um über seinen eigenen Schatten springen zu können, fiel mir auf, dass ich (durch das Licht von hinten) gerade selbst einen riesen Schatten nach vorne warf. Dieser wurde immer größer – über 10 Meter lang.
In dem Moment wurde mir sehr deutlich bewusst, wie unmöglich es wäre, über meinen „Schatten“ zu springen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst als Leichtathletin würde ich es nicht schaffen. Nach jedem Sprung wäre der Schatten immer noch da. Wie sehr ich mich auch anstrengen würde. Der „Schatten“ vor mir würde seine Größe bewahren. Selbst wenn er etwas kleiner werden würde, so wäre es immer noch schwierig.
In dem Moment erkannte ich, dass es nicht nötig war über meinen Schatten zu springen. Das Einzige was nötig war – war die Entscheidung, mich einer neuen Richtung zuzuwenden. Ich tat genau dies. Und siehe da – der Schatten war nicht mehr in meinem Blickfeld. Ich hatte ganz genau 4 Möglichkeiten.
- Ich blieb in derselben Richtung wie eben und würde mir weiterhin erzählen, dass ich eher nicht über meinen Schatten springen könnte. Doch der Schatten würde mich beschäftigen – weil stets vor mir.
- Ich drehte mich um 90 Grad nach rechts und der Schatten war plötzlich nicht mehr so wichtig. Da ich eine neue Richtung vor mir hatte & andere Perspektiven.
- Ich drehte mich um 90 Grad nach links und auch hier waren plötzlich ganz andere Möglichkeiten zu sehen.
- Ich drehte mich um 180 Grad und ging in eine komplett neue Richtung! Der Schatten war vollständig aus meinem Blickfeld verschwunden.
Egal also in welche Richtung ich gehen würde, der Schatten wäre nicht wirklich weg. Doch würde meine Energie mehr auf meine neue Richtung ausgerichtet sein, als auf den Schatten. Ich entschied mich – mich dem Licht zuzuwenden, buchstäblich der Sonne entgegen zu gehen. Und siehe da – der Schatten war plötzlich nur noch eine Geschichte in meinem Verstand.
Würde ich mich jedoch wieder umdrehen – wäre er in voller Größe wieder präsent.
Was ist also nötig?
Manchmal reicht es – sich einfach in einer neuen Richtung zu zuwenden. Sich für einen neuen Weg zu entscheiden. Weil Du dann den Schatten nicht mehr als etwas Unüberwindbares siehst – sondern als einen Teil von Dir – der auch sein darf. Dem Du aber nicht unnötig viel Energie zukommen lassen musst.
Was würde ich nun also antworten, wenn das wieder jemand zu mir sagt? Vielleicht sage ich..
„Über Deinen Schatten zu springen ist völlig unnötig – außerdem kannst Du Dich dabei verletzen. Und gegen das Licht hast Du sowieso keine Chance. Also lass uns gemeinsam versuchen, lieber in eine neue Richtung zu schauen. Der Schatten läuft Dir deshalb nicht weg“.
In welche Richtung magst Du weiter schauen?
Mit diesen Gedanken entlasse ich Dich in das Wochenende
Sonnige Grüße aus Mallorca
Deine Daniela
Danke, sehr schöne Bilder. Wiederum eine andere Sicht der Schattenintegration.